"Mit dieser Projektidee thesaurA - die Bezeichnung stellt die feministische Umformung des männlichen Begriffs 'Thesaurus' dar und akzentuiert durch die Großschreibung der femininen Endung den österreichspezifischen Ansatz -, wurde ein Konzept aufgegriffen, das international bereits mehrfach umgesetzt worden war: Bereits in den 70er Jahren war der amerikanische Thesaurus 'On Equal Terms' erschienen; der erste deutschsprachige Thesaurus wurde 1994 vom Kölner 'FrauenMediaTurm' herausgegeben.
Sprache und Sprachverhalten in einer Gesellschaft werden bekanntlich durch Machtstrukturen und Herrschaftsprozesse geprägt. Das heißt weiters, dass sprachliche Normsetzungen sprachpolitische Handlungen darstellen. Der Gebrauch der Sprache in unserer Gesellschaft ist an männlichen Wertvorstellungen orientiert und diskriminiert zugleich Frauen in mehrfacher Weise: er ist sexistisch. Da Schlagwortkataloge und Thesauri grundsätzlich auf Zusammenstellungen vorwiegend natürlichsprachiger Bezeichnungen von Begriffen beruhen, ist die konventionelle Beschlagwortung der herkömmlichen österreichischen Dokumentationseinrichtungen sexistisch.
Doch ebenso in anderer Hinsicht ist ein anachronistischer und benützerInnenfeindlicher Zustand festzustellen. Innerhalb der letzten zwanzig Jahre hat sich im Zusammenhang mit der Neuen Frauenbewegung und unter Einfluss feministischer Kritik das gesellschaftliche Bewusstsein in bezug auf die Geschlechterverhältnisse zumindest in einen Reflexionsprozess begeben. Dies hat auch in Österreich in unterschiedlicher Intensität Reaktionen im Wissenschaftsbetrieb und in der Tagespolitik hervorgebracht. Der ständig anwachsenden Menge an frauenthemenorientierter Literatur steht jedoch ein Schlagwortinventar gegenüber, das nicht dazu geeignet ist, feministisches/frauenspezifisches Dokumentationsmaterial erschöpfend auszuwerten.
Diesem Defizit soll die thesaurA begegnen, indem zur Umsetzung von drei soziolinguistischen Prinzipien in der Beschlagwortung Anregungen und Hilfestellungen angeboten werden. Die sprachliche Sichtbarmachung von Frauen soll forciert werden, indem die universalistisch argumentierte männliche Sprachform beseitigt wird. Sofern der Inhalt eines Dokumentes sich also auf Frauen und Männer bezieht, muß eine Beschlagwortung durchgeführt werden, die beide Geschlechter sichtbar macht. Wobei hier eine Geschlechtsspezifikation nicht nur in bezug auf Personenbezeichnungen wie 'Asylantinnen' bzw. 'Asylanten' oder 'weibliche Jugendliche' bzw. 'männliche Jugendliche' gemeint ist, sondern ebenso für eine Femininmovierung in Komposita wie 'Arbeiterinnenbewegung' oder 'Christinnentum' gegenüber 'Arbeiterbewegung' und 'Christentum' plädiert wird. (...)
Der erste österreichische Frauenthesaurus als Nachschlagewerk zur Orientierung im Fachgebiet der Frauen- und Geschlechterthematik umfasst 467 Seiten und besteht aus einem Manual, dem Hauptteil mit rund 3000 Termini, einem Permutationsregister und einem Index der Schlagwörter nach der Sachgruppensystematik; als zusätzliche dokumentarische Hilfsmittel sind außerdem vier Sonderlisten - Berufsgruppen, Formschlagwörter, Geographika und Zeitschlagwörter - beigefügt.
Zu den Zielgruppen der thesaurA zählen die InhaltserschließerInnen sowohl in institutionalisierten Dokumentationseinrichtungen und Bibliotheken als auch in kleineren spezialisierten Frauenbibliotheken, -archiven und -dokumentationszentren. Doch sollte das Vokabular ebenso den Benützerinnen dieser Einrichtungen zur Verfügung stehen, um bei der effektiven Suche nach Informationen behilflich zu sein."
"With this project idea thesaurA - the name represents the feminist transformation of the male term 'thesaurus' and accentuated by the capitalization of the feminine ending the Austrian-specific approach - a concept was adopted which had already been implemented several times internationally: already in the 70s The American Thesaurus 'On Equal Terms' had been published, the first German-language thesaurus was published in 1994 by the Cologne 'FrauenMediaTurm'.
Language and language behavior in a society are, as is well known, characterized by power structures and governance processes. This also means that linguistic norms represent linguistic actions. The use of language in our society is based on male values and at the same time discriminates against women in several ways: he is sexist. Since keyword catalogs and thesauri are basically based on compilations of predominantly natural language terms, the conventional spelling of conventional Austrian documentation facilities is sexist.
But also in other respects an anachronistic and useless hostile state is to be established. Within the last twenty years, in the context of the New Women's Movement and the influence of feminist criticism, social awareness about gender relations has been at least a reflection process. This has also resulted in different intensity reactions in science and in daily politics. The constantly growing amount of women-oriented literature, however, is opposed to a catchword which is not suitable for exhaustively evaluating feminist / woman-specific documentation material.
This deficit is to be countered by proposing suggestions and providing assistance in the implementation of three sociolinguistic principles. The linguistic visualization of women is to be enforced by eliminating the universally argued male language form. Thus, if the content of a document refers to women and men, a codification must be carried out, which makes both sexes visible. Here, however, a gender specification is meant not only with regard to person names such as "asylum seekers" or "asylum seekers" or "female youngsters" or "male youngsters", but also as a feminine innovation in the case of composites such as "workers' Workers 'movement' and 'Christianity'. (...)
The first Austrian women's thesaurus as a reference book for orientation in the field of women's and gender studies contains 467 pages and consists of a manual, the main part with about 3000 terms, a permutation register and an index of the subjects according to subject group systematics; As additional documentary tools, four special lists - professional groups, form keywords, geographics and time-lapse words - are attached.
The target groups of thesaurA include the content developers in both institutionalized documentation institutions and libraries, as well as in smaller specialized women's libraries, archives and documentation centers. However, the vocabulary should also be available to the users of these institutions in order to assist in the effective search for information. "
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KOS Type | |
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Created | 1997 |
URI | http://bartoc.org/en/node/1648 |
Homepage | http://www.frida.at/thesaura.htm |
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